Nachgefragt – bei Andrea Kruse


In der Reihe „Nachgefragt“ stellen wir die Menschen hinter den Exponaten der Ausstellung "Bioökonomie" vor.

In unserem zweiten Interview haben wir Prof. Dr. Andrea Kruse, Wissenschaftlerin für das Fachgebiet Konversionstechnologien nachwachsender Rohstoffe an der Universität Hohenheim, um die Beantwortung unserer Fragen gebeten. Sie stellt uns  vor, wie "Neues aus Biomüll" entstehen kann.

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Fällt das Wort Bioökonomie, blickt man noch oft in fragende Gesichter: Wie würden Sie den Begriff mit einfachen Worten erklären? 

Bioökonomie ist eine Wirtschaftsform, die statt fossiler Quellen wie Erdöl oder Kohle Biomasse als nachhaltige Ressource nutzt.

Woran forschen Sie?

Wir wollen Stoffkreisläufe nutzen und neue Technologien entwickeln, um Biomasse als Ausgangsmaterial zu nutzen. Dabei nutzen wir vor allem Restbiomasse, [wie Koppelprodukte der Lebensmittelproduktion,] z. B. Weizenstroh, Kaffeesatz oder nicht-essbare Rüben von Chicorée. So werden aus Stroh z. B. Nylonstrümpfe und aus Kaffeesatz Energiespeicher für die E-Mobilität. Dabei kommen die Mineralien aus der Biomasse wieder auf das Feld zurück und der Kreislauf wird geschlossen: Ohne großen Düngerbedarf oder die Gefahr der Überdüngung.

Haben Sie eine Idee / einen Wunsch, wohin die Ergebnisse Ihrer Forschung mal führen könnten?

Ich möchte, dass die Verfahren, die wir entwickeln, angewendet werden, und ich die Produkte daraus in Geschäften kaufen kann. Ich möchte, dass Landwirt*innen damit in Einklang mit der Natur arbeiten und Geld verdienen können.

Unabhängig von Ihrer eigenen Forschung: Welche bioökonomische Errungenschaft wünschen Sie sich im Jahr 2035 erfolgreich im Alltag angekommen?

Wir brauchen neue Mobilitäts- und Wohnkonzepte, um die Erderwärmung auf 2 Grad zu beschränken. Dazu kann die Bioökonomie beitragen. Ich hoffe 2035 sind wir soweit und bereit, diese Konzepte erleben zu können (und wollen).

11_01_NeuesausResten_58_chicoree-projekt-JWF_quadr.jpgMit welchem Thema beschäftigt sich Ihr Exponat?

Die meisten Menschen sind sich nicht bewusst, was alles aus Erdöl hergestellt wird. Wir [an der Uni Hohenheim] nehmen stattdessen „Abfälle“, genauer Reste der Nahrungsmittelherstellung, um Dinge des täglichen Lebens herzustellen. 

Worauf können sich die Besucherinnen und Besucher an Ihrem Exponat freuen?

Sie können staunen! Staunen, was alles aus „Bio-Abfällen“ machbar ist, ohne in Konkurrenz zu Lebensmitteln zu stehen.

Was finden Sie spannend daran, sich an einer Ausstellung wie der auf der MS Wissenschaft zu beteiligen?

Normalerweise präsentieren wir unsere Arbeiten von Fachpublikum und Studierenden. Es Kindern und ihren Eltern vorzustellen, ist etwas Neues und sehr spannend.

Gab es etwas, was Sie bei der Konzeption Ihres Exponats zum Verzweifeln / zum Nachdenken / zum Lachen gebracht hat? Wenn ja, was?

Aktuelle Forschungsthemen zu einem „Spielzeug“ zu machen; sie „greifbar“ im wahrsten Sinn des Wortes zu machen ¬ das war schon manchmal zum Verzweifeln! Und dann muss an sowas denken, wie die Zahl der Steckdosen ... Ich wusste manchmal nicht, ob dies zum Lachen oder zum Verzweifeln war.


Fotos: Universität Hohenheim/Jan Winkler