Wie würden Sie den Begriff Bioökonomie mit einfachen Worten erklären?
In der Zukunft möchten wir Pflanzen, biologische Reststoffe und Abfälle verwenden, um Produkte für viele Branchen herzustellen. Beispiele sind die Bereiche zur Herstellung von Kunststoffen, Wasch-, Reinigungs- und Pflegemitteln, Farben, Lacken, Beschichtungen. Zunächst werden die biologischen Stoffe aufgetrennt und dann mit chemischen Reaktionen, Enzymen oder mit Mikroorganismen umgewandelt. So bekommt man biobasierte Moleküle, die dann in Endprodukte eingearbeitet werden können.
Woran forschen Sie?
Wir entwickeln Verfahren, mit denen man aus nachwachsenden Rohstoffen neue biobasierte Moleküle herstellt. Ein Beispiel ist die Herstellung von Biotensiden, die in Wasch-, Reinigungsmitteln und in der Kosmetik verwendet werden können. Biotenside haben waschaktive Eigenschaften und können durch Pilze in einem Bioreaktor hergestellt werden. Man füttert die Pilze mit Zucker und Pflanzenöl. Im Stoffwechsel des Pilzes wird dann natürlicherweise ein Biotensid gebildet und dann aus der Zelle ausgeschleust. Man kann das Biotensid dann aufreinigen und an Firmen schicken, die es in der Anwendung testen.
Haben Sie eine Idee / einen Wunsch, wohin die Ergebnisse Ihrer Forschung mal führen könnten?
Meine Vision ist, dass es bald viele Shampoos, Duschgele, Cremes, Spül- und Waschmittel gibt, die unser Biotensid enthalten.
Welche bioökonomische Errungenschaft wünschen Sie sich im Jahr 2035 erfolgreich im Alltag angekommen?
Ich erhoffe mir, dass die Industrie mehr nachhaltige Konsumprodukte herstellt. Gut wäre es, Kunststoffe, Wasch- und Reinigungsmittel sowie Textilien umweltgerechter herzustellen und auch ein Recycling zu ermöglichen. Ich wünsche mir auch, dass die Menschen achtsamer mit dem Konsumieren umgehen.
Mit welchem Thema beschäftigt sich Ihr Exponat?
In unserem Exponat wird gezeigt, dass wir pflanzliche Stoffe wie Zucker, Stroh oder Raps verwenden, um waschaktive Substanzen herzustellen. Wir nutzen dafür Pilze, die Zucker und Öl natürlicherweise verknüpfen und Biotenside produzieren. Diese können dann in Waschmitteln eingesetzt werden.
Worauf können sich die Besucherinnen und Besucher an Ihrem Exponat freuen?
Wie sieht so ein Pilz eigentlich aus? Am Exponat können die Besucher mikroskopische Bilder von Ustilago maydis sehen. Wir haben ihn Maydi genannt. Ein Comic veranschaulicht, wie er die Biotenside herstellt, damit er beim Baden genügend Schaum hat.
Was finden Sie spannend daran, sich an einer Ausstellung wie der auf der MS Wissenschaft zu beteiligen?
Uns ist es wichtig, dass wir den Nachwuchs fördern und zeigen, wie spannend die Forschung ist und was man aus Pflanzen und mit Biotechnologie machen kann.
Gab es etwas, was Sie bei der Konzeption Ihres Exponats zum Verzweifeln / zum Nachdenken / zum Lachen gebracht hat? Wenn ja, was?
Die meisten wissen nicht, dass es so viele Mikroorganismen gibt, die wir technisch einsetzen können, um nützliche Dinge herzustellen. Vielleicht kennen viele die Herstellung von Alkohol mit Hefe in einem Gärreaktor. Auch die Hefe ist ein Pilz. So ähnlich gehen wir auch vor: Wir füttern unsere Pilze auch mit Zucker, dazu noch mit Öl, und können anstatt Alkohol ein Biotensid herstellen. Es gibt aber noch zahlreiche weitere Mikroorganismen, mit denen man z. B. Milchsäure, Essigsäure und viele weitere biobasierte Moleküle im Bioreaktor herstellen kann.