Nachgefragt – bei Gabi Waldhof


In der Reihe „Nachgefragt“ stellen wir die Menschen hinter den Exponaten der Ausstellung "Bioökonomie" vor.

Unser zwölftes Interview führen wir mit Gabi Waldhof, Doktorandin des Verbundforschungsprojekts „AgriMyths“ des Leibniz WissenschaftsCampusHalle – Pflanzenbasierte Bioökonomie am Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Sie forscht unter anderem über die Rolle moralischer Werte und moralischer Emotionen in der Gentechnikdebatte. Am Exponat "Grüne Gentechnik im Fokus" können die Besucher*innen ihre Einstellung zu diesem Thema prüfen.

Wie würden Sie den Begriff Bioökonomie mit einfachen Worten erklären? 
Bioökonomie steht für eine nachhaltige und ressourcenschonende Produktion und damit für die Wirtschaft der Zukunft. Zur Bioökonomie gehören beispielsweise innovative Produkte wie Futtermittel aus Algen und effiziente und präzise Züchtungsverfahren wie CRISPR/Cas. Damit sich das Potenzial der Bioökonomie voll entfalten kann, ist ein grundlegender Wandel in der Wirtschaft und in der Gesellschaft notwendig.  

Woran forschen Sie?
Ich interessiere mich für Konsumentenverhalten und soziales (Gruppen-)verhalten. Insbesondere forsche ich zum Einfluss von Moral und Gruppendynamiken auf die Einstellung gegenüber neuen Technologien. Im AgriMyths-Projekt untersuche ich die Rolle moralischer Werte und moralischer Emotionen in der Gentechnikdebatte. Hier evaluiere ich, wie relevant moralische Werte für die öffentliche Meinungsbildung sind.

Haben Sie eine Idee / einen Wunsch, wohin die Ergebnisse Ihrer Forschung mal führen könnten?
Im Projekt AgriMyths untersuchen wir die Argumente und Positionen zur Gentechnik aus ethischer und (agrar-)ökonomischer Sicht. Wir schauen uns auch an, welche Wertekonflikte in dieser Debatte eine Rolle spielen. Damit leisten wir einen wissenschaftlichen Beitrag zur Aufklärung öffentlicher Kommunikationsprozesse. Wir entwickeln Lösungen für diese Wertekonflikte und helfen dadurch, gesellschaftliche Diskurse stärker lösungsorientiert auf einen erfolgreichen Wechsel zu einer nachhaltigeren Wirtschaft auszurichten.

Unabhängig von Ihrer eigenen Forschung: Welche bioökonomische Errungenschaft wünschen Sie sich im Jahr 2035 erfolgreich im Alltag angekommen?
Ich würde mich freuen, wenn wir uns 2035 alle nur noch mithilfe von nachhaltigen Rohstoffen fortbewegen.

Mit welchem Thema beschäftigt sich Ihr Exponat?
Unser Exponat beschäftigt sich mit der öffentlichen Debatte über Gentechnik an Pflanzen. Dazu werden die Argumente von Gentechnikbefürwortern und Gentechnikgegnern vorgestellt und verglichen. 

Worauf können sich die Besucherinnen und Besucher an Ihrem Exponat freuen?
Die Besucher*innen werden Fragen über den Verlauf der Gentechnikdebatte beantworten. Dadurch können sie spielerisch die häufigsten Kommunikationsstrategien beider Seiten entdecken. Zum Beispiel werden sie erfahren, in welchen Aspekten das Thema Gentechnik von Gegner*innen und Befürworter*innen absolut gegensätzlich wahrgenommen wird.

Was finden Sie spannend daran, sich an einer Ausstellung wie der auf der MS Wissenschaft zu beteiligen?
Ich freue mich, unsere Forschungsergebnisse spielerisch weitervermitteln zu können und bin gespannt, ob unser Exponat den Besucher*innen gefällt. Besonders freut mich, dass eine Ausstellung wie die MS Wissenschaft dazu beiträgt, die Öffentlichkeit über aktuelle Forschungsprojekte zu informieren. So bietet die MS Wissenschaft für unser Projekt die Möglichkeit zu zeigen, wie Werte die Wahrnehmung beeinflussen und wie wir Menschen so zu ganz unterschiedlichen Meinungen über das gleiche Thema kommen können. 

Gab es etwas, was Sie bei der Konzeption Ihres Exponats zum Verzweifeln / zum Nachdenken / zum Lachen gebracht hat? Wenn ja, was?
Während der Analyse der Debatte haben wir ein besonderes Augenmerk darauf gelegt, fachlich und objektiv herauszufiltern, was den beiden Konfliktparteien wirklich wichtig ist und welche ethischen Ziele sie verfolgen. Nur so kann man am Ende sehen, wo Potenziale für eine Einigung liegen. Aber das Schwierigste war wahrscheinlich, den passenden Namen für unser Spiel-Maskottchen zu finden!