Nachgefragt – bei Andreas Hornung und Ingrid Breitenberger


In der Reihe „Nachgefragt“ stellen wir die Menschen hinter den Exponaten der Ausstellung "Bioökonomie" vor.


In unserem fünften Interview haben wir Prof. Andreas Hornung vom Fraunhofer UMSICHT in Sulzbach-Rosenberg und Ingrid Breitenberger von der Fraunhofer Academy interviewt. Sie stellen uns ihr Exponat "Abenteuer Bioökonomie" vor.

15_Hornung_Andreas_Fraunhofer.jpgFällt das Wort Bioökonomie, blickt man noch oft in fragende Gesichter: Wie würden Sie den Begriff mit einfachen Worten erklären? 

Prof. Hornung: Es geht um die Energie- und Rohstoffversorgung der Zukunft! Die müssen wir so gestalten, dass ökologische und ökonomische Interessen gleichermaßen gewahrt bleiben. Konkret geht es zum Beispiel darum, wirtschaftlich sinnvolle Alternativen zum Erdöl zu finden, denn das sollte besser im Boden bleiben.

Woran forschen Sie?

Prof. Hornung: Ich arbeite seit über 25 Jahren daran, aus Rest- und Abfallstoffen werthaltige Rohstoffe herzustellen, die das Klima und die Umwelt nicht belasten. Zum Beispiel können wir aus Biomasse-Reststoffen, wie Bioabfällen oder Klärschlamm, schon heute ein Rohöl herstellen, dass in der Qualität einem fossilen Erdöl in nichts nachsteht, aber CO2-neutral ist. Damit kann man dann Kraftstoffe herstellen, z. B. Benzin für Autos oder Treibstoff für Flugzeuge. Oder aber neue Kunststoffe oder andere Produkte, für die heute noch viel fossiles Öl verwendet wird.

Haben Sie eine Idee / einen Wunsch, wohin die Ergebnisse Ihrer Forschung mal führen könnten?

Prof. Hornung: Meine Grundidee ist nach wie vor dieselbe: Alle Ressourcen, die wir für Energie- und Rohstoffe einsetzen, sollten aus regenerativen Quellen stammen. Im besten Fall entziehen wir der Atmosphäre bei der Produktion noch Kohlenstoff, damit die Hinterlassenschaften der Industrialisierung abgefangen werden können. Wir haben die Technologien dafür, wir wissen, dass es geht! Nun muss die Gesellschaft, inklusive der politisch und wirtschaftlich Handelnden, diese Technologien aufgreifen und in großem Maßstab in die Anwendung bringen. Das wünsche ich mir!

Unabhängig von Ihrer eigenen Forschung: Welche bioökonomische Errungenschaft wünschen Sie sich im Jahr 2035 erfolgreich im Alltag angekommen?

Prof. Hornung: Ich wünsche mir, dass Flugzeuge, LKW, Schiffe und sonstige Verkehrsmittel in 15 Jahren komplett mit regenerativen Antrieben betrieben werden, z. B. über synthetische Biokraftstoffe oder grünen Wasserstoff.

15_Ingrid Breitenberger.jpgMit welchem Thema beschäftigt sich Ihr Exponat?

Ingrid Breitenberger: Zusammen mit fünf Fraunhofer-Instituten wollen wir zeigen, was unsere Fraunhofer-Forscher*innen heute schon entwickeln, um eine Zukunft in einer nicht-erdölbasierten Marktwirtschaft möglich zu machen. Dafür haben wir auf Basis von realen Forschungsprojekten ein spannendes Augmented-Reality-Spiel entwickelt.      

Worauf können sich die Besucherinnen und Besucher an Ihrem Exponat freuen?

Ingrid Breitenberger: Die Besucherinnen und Besucher können sich darauf freuen, unsere Roboter-Avatare Joe und Josie kennenzulernen: Die beiden Avatare nehmen sie mit auf einen Abenteuer-Ausflug in die AR-Welt und präsentieren allerhand Bioökonomie-Forschungsprojekte. Wusstet Ihr zum Beispiel schon, dass man aus Resten aus der Fischereiindustrie statt sie wegzuwerfen einen leckeren Snack herstellen kann?  

Was finden Sie spannend daran, sich an einer Ausstellung wie der auf der MS Wissenschaft zu beteiligen?

Ingrid Breitenberger: Spannend finde ich vor allem die Idee, komplexe Forschungsprojekte der Fraunhofer-Institute so zu aufzubereiten, dass Kinder ab dem Kindergartenalter, Schülerinnen und Schüler, also für uns in der Fraunhofer-Weiterbildung ganz neue Zielgruppen, einen Zugang dazu bekommen. So können sie spielerisch für Naturwissenschaften und Technik begeistert werden. Und nicht zu vergessen: Wann bekommt man schon mal die Chance Teil einer schwimmenden Ausstellung zu sein?

Gab es etwas, was Sie bei der Konzeption Ihres Exponats zum Verzweifeln / zum Nachdenken / zum Lachen gebracht hat? Wenn ja, was?

Ingrid Breitenberger: Die Avatare Joe und Josie haben mich zum Verzweifeln UND zum Lachen gebracht: Erst waren die beiden nur eine grobe Skizze auf Papier, an der über viele Wochen, mal hier, mal da radiert und ausgebessert wurde. Aber nach vielen Wochen habe ich mich dann sehr gefreut, als die beiden tatsächlich – fast wie lebendig – über den Bildschirm meines iPads gesprungen sind. 


Was erwartet euch am Exponat "Abenteuer Bioökonomie"? - Schaut selbst!

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