Nachgefragt – bei Sabine Arndt


In der Reihe „Nachgefragt“ stellen wir die Menschen hinter den Exponaten der Ausstellung "Bioökonomie" vor.

Unser neuntes Interview führen wir mit Dr. Sabine Arndt von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Sie arbeitet im Sonderforschungsbereich ChemBioSys. Was Riechen mit Pflanzenschutz zu tun hat, erfahrt ihr in diesem Interview und in der Ausstellung am Exponat "Düfte statt Pestizide".

18a_Sabine-Arndt_quadr.jpgFällt das Wort Bioökonomie, blickt man noch oft in fragende Gesichter: Wie würden Sie den Begriff mit einfachen Worten erklären? 

Eine nachhaltigere, intelligentere Form des Wirtschaftens, die auf wissenschaftlichen Innovationen aufbaut.

18a_grafik.jpgWoran forschen Sie?

Ziel des Sonderforschungsbereichs ChemBioSys ist die Erforschung der chemischen Kommunikation in verschiedenen Ökosystemen mit vielen gemeinschaftlich existierenden Lebewesen.

Ob Pflanze, Tier, Pilz oder Mikroorganismus – kein Lebewesen lebt isoliert auf dieser Erde. Vielmehr bilden Organismen Artengemeinschaften. Mikrobielle Netzwerke z. B. regulieren eine Vielzahl komplexer Naturprozesse. Sie sind für ein stabiles Klima ebenso unerlässlich wie für eine nachhaltige Landwirtschaft.

Das Ziel dieses Sonderforschungsbereiches ist es, fundamentale Kontrollmechanismen in komplexen Biosystemen zu erforschen, die unser tägliches Leben beeinflussen.

Wir untersuchen repräsentative Biosysteme mit Pilzen, Bakterien, Mikroalgen, Pflanzen, Tieren und sogar Humanzellen mit steigender Komplexität.

Haben Sie eine Idee / einen Wunsch, wohin die Ergebnisse Ihrer Forschung mal führen könnten?

Wir entdecken neuartige Strategien, um Verbünde von Organismen nicht nur zu verstehen, sondern auch zu kontrollieren. Einsatzfelder können hier die Landwirtschaft, die Ökologie, die Biotechnologie aber auch die Umweltwissenschaften und die Therapieforschung sein. 

Unabhängig von Ihrer eigenen Forschung: Welche bioökonomische Errungenschaft wünschen Sie sich im Jahr 2035 erfolgreich im Alltag angekommen?

Ich persönlich fände es schön, wenn noch viel mehr Müll dadurch vermieden werden könnte, dass nur noch Verpackungsmaterialen verwendet werden, die biologisch vollständig abbaubar sind, wie z. B. ein anderes Exponat dieser Ausstellung zeigt (PHB). (siehe Nachgefragt-Interview mit Francesca Meister und Anne-Josephine Schoele)

Mit welchem Thema beschäftigt sich Ihr Exponat?

Unser Forschungsthema ist ja die chemische Kommunikation mit Hilfe von Botenstoffen zwischen Organismen in einem Verbund. Wie kann man das am besten verstehen? Wir wollen mit dem Exponat zum einen aufzeigen, wie auch Menschen „chemische Kommunikation“ erleben und wie leistungsstark unser Sinn „Riechen“ eigentlich ist. Des Weiteren zeigen wir anhand eines Beispiels, wie diese „chemische Sprache“ schon heute in der Bioökonomie genutzt werden kann, und zwar bei der Kontrolle von Borkenkäferpopulationen in der Forstwirtschaft. Mit Hilfe von Pheromonen und Fallen kann hier der Einsatz von Pestiziden stark begrenzt werden.

Worauf können sich die Besucherinnen und Besucher an Ihrem Exponat freuen?

Riechen ist ein Sinneserlebnis. Es verdeutlicht viel mehr als lange Texte und Beschreibungen, was wir mit „chemischer Kommunikation“ eigentlich meinen. Freuen Sie sich auf ein Dufterlebnis der besonderen Art.

Was finden Sie spannend daran, sich an einer Ausstellung wie der auf der MS Wissenschaft zu beteiligen?

Ich finde es großartig, dass hier so viele Wissenschaftler*innen und Einrichtungen teilnehmen, die alle ihren eigenen Blick und Zugang zu Bioökonomie haben.

Gab es etwas, was Sie bei der Konzeption Ihres Exponats zum Verzweifeln / zum Nachdenken / zum Lachen gebracht hat? Wenn ja, was?

Es hat viel Spaß gemacht, die Duftstation zu bauen und auch selbst auszuprobieren.