Nachgefragt – bei Sara König

In der Reihe „Nachgefragt“ stellen wir die Menschen hinter den Exponaten der Ausstellung "Bioökonomie" vor.

Unser letztes Interview führen wir mit Dr. Sara König vom BonaRes-Zentrum für Bodenforschung am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH – UFZ. Das Exponat "Was Böden leisten" gewährt einen Einblick in die Welt unter unseren Füßen.

Wie würden Sie den Begriff Bioökonomie erklären? 

Bioökonomie meint die Produktion von Gütern auf Basis nachwachsender Rohstoffe (Biomasse). Es handelt sich also um eine Wirtschaftsform, die sich auf biologische Organismen wie Pflanzen oder Mikroorganismen stützt. Dabei geht es einerseits um die landwirtschaftliche Produktion, was vermutlich die meisten mit dem Begriff Bioökonomie verbinden, aber andererseits auch um die industrielle Herstellung von Gütern und die Bereitstellung von Energie. In einer Bioökonomie geht es also darum, fossile Ressourcen durch nachwachsende Rohstoffe zu ersetzen und so zu einer nachhaltigen ‚biologischen‘ Wirtschaftsweise zu kommen.

12_5_Foto_Sara_König.jpgWoran forschen Sie?

Wir erforschen, wie Böden in der Landwirtschaft nachhaltig genutzt werden können. Sie sind einerseits die Grundlage für die landwirtschaftliche Produktion und damit eine wichtige Ressource. Andererseits erfüllen Böden weitere wichtige Funktionen: Böden setzen Nährstoffe um, sind Lebensraum für eine große Vielfalt von Lebewesen, speichern Wasser und Kohlenstoff und tragen somit auch zum Klimaschutz bei. Um besser abschätzen zu können, wie sich landwirtschaftliche Maßnahmen oder der Klimawandel auf den Boden auswirken, entwickeln wir ein Simulationsmodel am Computer, welches den Boden als gesamtes System mit all seinen Funktionen für Mensch und Umwelt abbildet.

Haben Sie eine Idee / einen Wunsch, wohin die Ergebnisse Ihrer Forschung mal führen könnten?

Ich möchte mit meiner Forschung vor allem dazu beitragen, dass wir den Boden, der ein sehr komplexes System darstellt, sowie seine Reaktionen auf äußere Einflüsse besser verstehen. Dieses Verständnis möchte ich gern mit der Öffentlichkeit teilen, um unsere Böden langfristig schützen zu können. Um das zu erreichen, soll unser Simulationsmodell für alle zugänglich und leicht verständlich nutzbar sein. So können neben Wissenschaftler*innen auch Landwirt*innen am Computer damit arbeiten und ausprobieren, welchen Einfluss diese oder jene Bewirtschaftung auf den Boden ihres eigenen Hofs hat. 

Unabhängig von Ihrer eigenen Forschung: Welche bioökonomische Errungenschaft wünschen Sie sich im Jahr 2035 erfolgreich im Alltag angekommen?

Ein Thema, was mir am Herzen liegt, ist die Lebensmittelverschwendung. Natürlich kann und sollte hier der Verbraucher selbst viel beitragen, aber es gibt auch vielversprechende bioökonomische Ansätze, um übriggebliebene Lebensmittel anderweitig zu nutzen. Ansonsten geht es mir persönlich gar nicht so sehr um spezielle Errungenschaften, sondern eher darum, gesellschaftliche Akzeptanz zu erreichen. Ich wünsche mir, dass 2035 die Bioökonomie nicht mehr nur eine Alternative ist, sondern die Norm.

Mit welchem Thema beschäftigt sich Ihr Exponat?

Böden sind unsere Lebensgrundlage. Sie erfüllen zahlreiche Funktionen für uns Menschen, aber auch für die Umwelt. Diese Bodenfunktionen sind vielen Menschen gar nicht bewusst. Außerdem spielen Böden eine ganz grundlegende Rolle für die Bioökonomie. Das Exponat zeigt deshalb anschaulich „Was unsere Böden leisten“.

Worauf können sich die Besucherinnen und Besucher an Ihrem Exponat freuen?

Unser Exponat gewährt einen Einblick in die Welt unter unseren Füßen. Wir zeigen eine kleine Auswahl verschiedener Bodentypen, die es in Deutschland gibt. Kurze Steckbriefe stellen die wichtigsten Bodeneigenschaften vor und wir zeigen, wie die Böden typischerweise genutzt werden. Hinter Drehtafeln erfahren die Besucher*innen mehr über die Bodenfunktionen, die Bedeutung der Böden für die Bioökonomie und welche Herausforderungen eine biobasierte Wirtschaft für Landwirtschaft und Bodenschutz mit sich bringt.

Was finden Sie spannend daran, sich an einer Ausstellung wie der auf der MS Wissenschaft zu beteiligen?

Trotz seiner existenziellen Bedeutung für unser Leben und Überleben – 90 Prozent unserer Nahrungsmittel hängen vom Boden ab – wird der Boden leider noch viel zu wenig wahrgenommen. Obwohl er ein Schlüsselbaustein für den Klima-, Arten- und Gewässerschutz ist, spielt der Boden in der gesellschaftlichen und politischen Debatte zum Umweltschutz kaum eine Rolle. Das wollen wir ändern! Wir hoffen, dass es uns mit unserem Exponat auf der MS Wissenschaft gelingt, den Boden stärker ins Bewusstsein der Besucher*innen rücken zu können und den Bodenschutz so einen wichtigen Schritt vorwärts zu bringen. Natürlich freuen wir uns auch darauf, die Bodenforschung allgemein und unser Forschungsprogramm „Boden als nachhaltige Ressource für die Bioökonomie – BonaRes“ präsentieren zu können.

Gab es etwas, was Sie bei der Konzeption Ihres Exponats zum Verzweifeln / zum Nachdenken / zum Lachen gebracht hat? Wenn ja, was?

Das kann ich noch nicht abschließend beantworten, da das Exponat noch im Bau ist. Die Anpassung an das Ausstellungsdesign, das ausschließlich aus Sechsecken besteht, war und ist aber eine ziemliche Herausforderung.